Herkunft und Lebensweise
Ursprünglich stammt das Europäische Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) aus dem westlichen Mittelmeergebiet und wurde später über ganz Europa verbreitet.
Als Lebensraum bevorzugen Wildkaninchen trocken-warme Gebiete bis in Höhenlagen von 600 m. Meist bewohnen sie weitverzweigte Erdbauten, die sie in den Untergrund graben, sie leben aber auch oberirdisch in Sassen unter Gebüschen, in hohlen Bäumen oder Hecken.
Kaninchen leben gesellig in Kolonien, die eine ausgeprägte Rangordnung aufweisen.
Die heute als Heimtiere gehaltenen Kaninchen wiesen eine große Vielfalt an Farben und Rassen auf, die von den 0,7 kg leichten Zwergkaninchen bis zu 8 kg schweren Rassen reicht. Je nach Größe und Rasse variieren auch die Fortpflanzungseigenschaften dieser Tiere. Sie werden zwischen 5 und 6 Monaten geschlechtsreif und werfen nach einer Tragzeit von 29 bis 33 Tagen bis zu 10 Junge. Die Wurfgröße der Zwergkaninchen beträgt meist zwischen 2 und 4 Jungen. Bis zu drei Würfe pro Jahr sind möglich.
Die jungen Kaninchen werden 3 Wochen lang gesäugt, eine Trennung vom Muttertier sollte aber erst mit etwa 8 Wochen erfolgen.
Als besondere Eigenheit der Kaninchen muss angeführt werden, dass sie zu ihrer Versorgung mit Vitamin B ihren eigenen Kot fressen. Der Grund dafür ist, dass der Blinddarmkot durch die große Zahl an Verdauungsbakterien mit diesem Vitamin stark angereichert ist.
Haltung als Heimtier
Kaninchen sind zwar sozial lebende Tiere, beanspruchen aber eigene Territorien, so dass gleichgeschlechtliche Tiere auf engerem Raum aggressives Verhalten zeigen. Gruppenhaltung braucht daher ausreichend Platz. Am besten vertragen sich zwei Wurfgeschwister, wobei die männlichen Tiere frühzeitig zu kastrieren sind.
Der Käfig für ein Zwergkaninchen sollte so groß sein, dass das Tier darin mindestens 2 - 3 Bewegungsabläufe (Hoppelsprünge) ausführen kann. Dies entspricht einer Mindestgröße von 100 x 60 cm. Da sich die Tiere gerne aufrichten, sollte die Höhe des Käfigs mindestens 50 cm betragen.
Zusätzlich ist den Tieren täglicher Freilauf in der Wohnung von etwa 1 - 2 Stunden zu gestatten, um Verhaltensstörungen vorzubeugen. Vorher sind mögliche Gefahrenquellen für die Kaninchen wie Stromkabel, Giftpflanzen etc. auszuschalten.
Der Standort des Käfigs sollte ruhig und erschütterungsfrei sowie natürlich belichtet sein. Ständige direkte Sonneneinstrahlung sollte allerdings vermieden werden, da Kaninchen sehr hitzeempfindlich sind.
Die Aufstellung des Käfigs in Tischhöhe ist empfehlenswert, da Kaninchen gerade bei Annäherung von oben reflektorisch zu heftigen Fluchtreaktionen neigen.
Besteht die Möglichkeit dazu, kann man den Kaninchen im Sommer mit einer Auslaufmöglichkeit im Freien besondere Freude bereiten. Gut geeignet für diesen Zweck ist ein allseits mit Maschendraht geschlossener (Schutz vor Raubtieren) und ausbruchssicherer (Vorsicht, Kaninchen graben gerne) Pferch mit einer Größe von etwa 2 m², der wieder mit einem Häuschen ausgestattet sein muss und nie in der prallen Sonne stehen darf.
Käfigeinrichtung
Optimal ist eine Gestaltung des Käfigs in 2 Ebenen, denn Kaninchen brauchen nicht nur einen "Höhlenersatz" als Unterschlupf, sie lieben es auch, etwas erhöht zu ruhen. Daher sollte zumindest das Schlafhäuschen so gestaltet sein, dass das Tier auch dessen Dachfläche nutzen kann.
Kaninchen sind sehr saubere Tiere, die im Käfig eine Kotecke anlegen und diese regelmäßig aufsuchen. Der Tierbesitzer sollte dem Reinlichkeitsverhalten der Tiere Rechnung tragen und den Käfig mindestens einmal pro Woche mit heißem Wasser reinigen und frisch einstreuen. Dazu eignen sich Hobelspäne mit einer Lage Stroh sehr gut, torfhaltige Einstreu ist aufgrund möglicher Staubentwicklung und Verpilzung weniger geeignet.
Als Nage- und Beschäftigungsmöglichkeit sollten immer frische Weiden-, Hasel- oder Obstbaumzweige oder hartes, aber einwandfreies Brot zur Verfügung stehen. Als Futterbehälter eignen sich am besten massive Tongutschalen, Heu sollte über eine Futterraufe angeboten werden.
Umgang und Pflege:
Bevor man ein Kaninchen hochhebt, sollte man es vorher ansprechen und streicheln, dann von unten umfassen und mit der 2. Hand an der Nackenfalte fixieren. Zu vermeiden ist ein starkes Zusammendrücken des Brustkorbes, da es hier zu gravierenden Verletzungen auch der inneren Organe kommen kann. Unter keinen Umständen darf man ein Kaninchen an den Ohren hochheben!
Die Funktion der Zähne und die Nagetätigkeit ist regelmäßig zu kontrollieren, da Kaninchenzähne ständig nachwachsen und es daher bei fehlender Abnützung zu Deformationen und in der Folge zu Fressstörungen kommen kann.
Bei Mangel an Ballaststoffen in der Fütterung kann es zu Verdauungsstörungen kommen, daher ist beim Ausmisten immer auf die Kotkonsistenz zu achten.
Noch ein Hinweis zum Ruheverhalten von Kaninchen: Die Tiere ruhen völlig entspannt nur ausgestreckt in Seitenlage. Sieht man sie nur im Sitzen ruhen, deutet dies auf Unbehagen oder Anspannung hin.
Kaninchen in Kürze
- Alter: bis 10 Jahre
- Käfiggröße: mind.100 x 60 cm Auslauf: notwendig
- Haltung in der Gruppe: bei ausreichend Platz wünschenswert, sonst Einzelhaltung möglich
- Gut geeignet für Kinder
Ernährung
- Heu: Grundfutter; sollte immer zur Verfügung stehen
- Kraftfutter: Körnermischungen, Pellets, hartes Brot
Grünfutter: Gräser, Kräuter, Karotten, Rüben, Äpfel etc. - Nagen und Beschäftigung: Obstbaum-, Weiden-, Buchen-, Lindenzweige; hartes Brot