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Wissenswertes
Igel über den Winter helfen
Ab dem Spätherbst sind Igel auf der Suche nach einem Quartier für den Winterschlaf. Wenn ein gesunder Igel das geeignete Umfeld (Laub-, Reisig-, Komposthaufen, Holzstapel) vorfindet, kann er in freier Natur gut überleben.


Generell sollte im Herbst nur dann ein Igel vorübergehend ins Haus aufgenommen werden wenn er deutlich weniger als 500 g wiegt. Denn nur dann ist er aller Wahrscheinlichkeit nach zu schwach, um den Winter ohne menschliche Hilfe zu überleben.

Erste Hilfe ist allerdings auch für schwache Tiere vor Ort möglich. Beispielsweise kann man dem Igel auch im Garten an einer geschützten Stelle Futter anbieten.

Heute weiß man: Nicht jeder Igel braucht im Herbst unsere Hilfe – aber jede Hilfe muss richtig sein!

Denn grundsätzlich gehören Wildtiere in die freie Natur und nicht in Menschenhand!

Das Aufziehen eines Igels erfordert viel Zeit, Wissen um die Pflege der Tiere und Geld. Wer das nicht aufbringen kann, sollte den Igel in eine Igelpflegestation oder zu seinem Tierarzt bringen.

Welche Igel darf man aufnehmen?

Verweiste Igelbabies die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden und noch die Augen und Ohren geschlossen haben, sind meist mutterlos. Im Zweifelsfall sollte man Nest und Umgebung einige Stunden lang beobachten.

Verletzte Tiere: Oft deutet schon der Fundort (Straße, Baugruben) auf mögliche Verletzungen hin. Tiere, die in Gruben oder Lichtschächten u. ä. gefunden werden brauchen Hilfe.

Kranke Igel: erkennt man meist daran, dass sie tagsüber herumlaufen oder -liegen. Sie sind apathisch, rollen sich kaum ein, haben starken Husten (Hinweis auf Lungenwürmer) und sind oft mager.

Igel im Winter, die nach Wintereinbruch, das heißt bei Dauerfrost oder geschlossener Schneedecke herumlaufen, brauchen unsere Hilfe. Es sind entweder kranke und schwache Alttiere oder aber Jungtiere, die sehr spät geboren wurden.

Erste Hilfe für den Igel

Wenn man einen Igel aufnimmt, muss man sich bewusst sein, ihn 5 - 6 Monate lang täglich betreuen und füttern zu müssen. Jungigel die ca. 100 g wiegen müssen sogar alle 2 - 4 Stunden versorgt werden. Eine falsche Behandlung kommt einem Todesurteil gleich.

Es ist deshalb empfehlenswert, den stacheligen Gast vor der Einquartierung sofort zum Tierarzt oder zum nächsten Tierschutzverein zu bringen und sich entsprechend beraten zu lassen.

Tierärztliche Versorgung

Wild lebende Igel sind beinahe ohne Ausnahme von verschiedenen Parasiten (Flöhe, Zecken etc.) befallen. Daher müssen sie unbedingt bevor sie endgültig in ihre Unterkunft gebracht werden, von den Parasiten mit einem geeigneten Mittel befreit werden.

Viele Tiere sind auch von Darmparasiten und Lungenwürmern befallen, die man mit entsprechenden Wurmmitteln bekämpfen muss.

Igelbabies, die noch nicht 100 g wiegen, müssen ständig warm gehalten werden. Als wärmende Unterlage eignet sich Heu. Heizkissen sind hierfür nicht geeignet!

Zusätzlich sollte eine Wärmelampe im richtigen Abstand montiert werden. Genauso muss man unterkühlte erwachsene Igel behandeln.

Krankheitssymptome sind Futterverweigerung, Durchfall, Husten, Röcheln, Zittern, unsicherer Gang, seitliches Umfallen, Lähmungserscheinungen, massiver Stachelausfall, geschwollene Beine. Wenn solche Symptome auftreten, bitte unbedingt einen Tierarzt aufsuchen.

Igelfutter

Füttern Sie keine Milch oder Kindernahrung, da diese zu Verdauungsstörungen führen, an deren Folgen die Tiere sterben können.

Igelbabies (unter 150 g)müssen ca. alle 2 - 4 Stunden mit einer Spezialnahrung ev. auch mit einer Ersatzmilch vom Tierarzt gefüttert werden.

Wichtig
Nach jedem Füttern den Bauch mit einem feinen Pinsel massieren – das fördert die Verdauung und wird normalerweise von der Igelmutter mit der Zunge durchgeführt. Sobald die Tiere die Augen geöffnet haben, sollten sie auf eine Futterschüssel umgestellt werden. Sind die ersten Zähne da, kann man auf Fleischbrei und Beigaben (siehe unten) umstellen.

Erwachsene Tiere bekommen fleischhaltige Kost:

  • 1 Esslöffel Igel- oder Katzendosenfutter oder faschiertes Puten- oder Hühnerfleisch mit ein wenig Haferflocken mischen. Eine Messerspitze Futterkalk, zwei Tropfen Pflanzenöl dazumengen.
  • 1 bis 2-mal pro Woche 1 Tropfen Multivitaminpräparat.
  • Als Beigaben können abwechselnd etwas Banane, Birne, Apfel, geriebene Karotten, Salatblätter, ungeschwefelte Rosinen, Nüsse oder Sonnenblumenkerne dazu gemischt werden.

Wichtig für alle Igel
Täglich frisches lauwarmes Wasser (keine Milch!). Die Tiere nicht überfüttern – das Idealgewicht eines erwachsenen Igels liegt bei 700 bis 1000 Gramm. Gesunde Tiere sollten ca. 50 g pro Woche zunehmen!

Unterbringung

Igel sind wärmeliebende Tiere, die weder Kälte, Nässe noch einen zugigen Unterschlupf vertragen. Daher sollten sie in einem gut belüfteten Raum mit Lichteinfall und Zimmertemperatur von ca. 20 °C gehalten werden.
Igel sind sehr lärmempfindlich und schlafen tagsüber. Als Einzelgänger sind mehrere aufgenommene erwachsene Igel getrennt unterzubringen.
Kartons – ja nach Größe des Igels – mit einem ca. 12 x 12 cm großen Schlupfloch bieten sich als Schlafhaus an.

Wichtig ist eine kälteisolierend Unterlage und Küchenrolle oder Zeitungspapier zum Auslegen. Styropor, Plastik und Sägespäne sind wegen der Verschluckungsgefahr nicht geeignet. Das Schlafhaus und der Auslauf sind, solange der Igel aktiv ist, täglich zu reinigen.

Winterschlaf

Bis zum Eintritt des Winterschlafes sollt der Igel zwischen 700 und 900g wiegen. Das Tier muss nun in einen Raum mit einer Temperatur von 6 - 10 °C umquartiert werden. Dort sollte der Igel bei bereitgestellten Wasser und Trockenfutter (Nüsse und Rosinen) bis ca. Mitte März / Anfang April schlafen.

Wichtig
Es dürfen nur gesunde, das heißt entwurmte und behandelte Tiere in der Heimhaltung zum Winterschlaf kalt untergebracht werden. Kranke Igel dürfen keinen Winterschlaf halten und müssen zur Gesundung bei Zimmertemperatur gehalten werden.

Nach dem Winterschlaf darf der Igel nicht gleich ausgesetzt werden. Nun ist es Zeit dem Igel ein Freigehege (ca. 4 x 2 m) mit einer ca. 40 cm hohen Umrandung aus Holz zu bauen, damit er sich an die Verhältnisse im Freien gewöhnen kann.

Erst 14 Tage vor dem Aussetzen sollte man den Igel mit Käfern, Schnecken und Würmern füttern, um ihn wieder an seine natürliche Nahrung zu gewöhnen.

Erst wenn Sträucher und Hecken grün werden – ca. Ende April / Anfang Mai – darf der Igel in die Freiheit entlassen werden. Dazu eignen sich ein großer Park, Naturgarten oder die nächstgelegene große Grünfläche. Wichtig sind auch Versteckmöglichkeiten wie Gebüsch, Kompost- oder Laubhaufen.

Wir kümmern uns um ihr geliebtes Tier